eBay: Neues Gebührenmodell · Unattraktiv für Privatverkäufe?

eBay ist seit 1995 ein feste Größe in der Online-Shopping-Welt. Gestartet als riesiger Online-Flohmarkt nähert sich das Geschäftsmodell der Plattform eBay.de immer stärker an Amazon an. Die Seite hat sich in den letzten Jahren vom Auktionshaus, bei dem Private miteinander handeln (C2C), zu einer B2C-Plattform gewandelt. Auch das neue Gebührenmodell und Zahlungssystem von eBay scheint private Anbieter zu vergraulen. Ist das wirklich so? Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Änderungen auf eBay. Ist der Verkauf von Waren auf eBay noch lohnenswert?

Welche Gebühren fallen beim Verkauf an?

Nach dem alten Gebührenmodell fielen für den privaten Verkauf von Waren standardmäßig 10% des Verkaufspreises als Verkaufsprovision an. Teilweise fielen Angebotsgebühr und Gebühren für zusätzliche Services an. Die Versandkosten waren für die eBay-Provision irrelevant. Wer bei der Bezahlung auf die Drittpartei PayPal setzt, musste zudem mit zusätzlichen Gebühren von 2,49% + 0,35€ rechnen. Bei der Zahlungsabwicklung über eine Banküberweisung werden keine weiteren Kosten in Rechnung gestellt. Seitdem PayPal ein unabhängiges Unternehmen ist, profitieren also (bei PayPal-Zahlung) finanziell zwei verschiedene börsengelistete Companies.

Nach dem neuen Gebührenmodell fallen für den privaten Verkauf von Waren nunmehr 11% des Gesamtpreises (Verkaufspreis + Versandkosten) als Verkaufsprovision an. Angebotsgebühr und Gebühren für zusätzliches Services existieren weiter. Zusätzlich wird für einen Gesamtpreis unter 10€ eine Gebühr von 0,05€ einbehalten, bei Beträgen ab 10€ eine Gebühr von 0,35€. In anderen Worten: eBay schaltet den Mittelsmann (PayPal) aus und sichert sich mehr Kontrolle.

Ist die neue Gebühr „günstiger“ für Verkäufer?

eBay selbst verkauft bzw. vermarket uns diese Preisanpassung als „Sparmöglichkeit“. Sofern man bei seinen Verkäufen stets auf PayPal gesetzt hat, spart man nunmehr tatsächlich etwas Geld.

Früher: 10% (eBay) + 2,49% + 0,35€ (PayPal) = 12,49% + 0,35%
Neu: 11% + 0,35€ (eBay)

Sofern man allerdings früher immer auf die Bezahlung per Banküberweisung gesetzt hat, kommt das neue Gebührenmodell einer kräftigen Erhöhung der Gebühren für Privatverkäufer gleich.

Früher: 10% (eBay)
Neu: 11% + 0,35€ (eBay)

Problem: Gemanagte Zahlungen

Mit dem neuen eBay Gebührenmodell wird auch ein neues zentralisiertes Zahlungssystem eingeführt. Alle Zahlungen gehen nun über eBay. In anderen Worten: Der Käufer zahlt sein Geld nicht mehr an den Verkäufer, sondern an eBay. Der Online-Shop wiederum gibt das Geld an den Verkäufer weiter. So verfährt ebenfalls PayPal. Kommt es zu Problemen nimmt das Auktionshaus – wie auch PayPal in dieser Funktion – die Stellung als Richter ein. Das bedeutet in der Praxis, dass Käufer profitieren. Sie können ihre Rechte besser durchsetzen. Verkäufer dagegen sind der Willkür von Betrügern ausgesetzt, die das System ausnutzen. Im schlimmsten Fall hat man weder Ware noch Geld. Als netten Bonus wird bei einem verlorenen Streitfall eine Streitfallgebühr in Höhe von 19,04€ erhoben. Versteht mich nicht falsch: Mit dem neuen Zahlungssystem folgt eBay dem Grundsatz „Cut off the middle men“ und bietet eine All Inclusicve Lösung an, die den Einsatz von Drittparteien verzichtbar macht. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten kann ich diese Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Gleichsam sind rechtstreue Verkäufer nunmehr gefundenes Fressen für Betrüger. Das gemanagte Zahlungssystem bietet hierfür das perfekte Einfallstor. Es wäre zu begrüßen, wenn verstärkt gegen betrügerische Profile vorgegangen wird.

Fazit: Lohnt sich der Verkauf von Waren auf eBay noch?

In meinen Augen führt das neue Gebührenmodell dazu, dass vor allem kleine private Verkäufer aus eBay verdrängt werden sollen. eBay selbst ist durch die privaten Verkäufer groß geworden. Für diejenigen, die gering bepreiste Artikel anbieten und deshalb bewusst auf den Einsatz von PayPal verzichtet haben, wird das eBay-Angebot schlicht unattraktiv. Für Anbieter hochpreisiger Artikel, die oft PayPal als Zahlungsmethode angegeben haben, wird es dagegen günstiger. Das entspricht den Ambitionen von eBay auf einer Liga mit Amazon zu spielen. Ob es diesbezüglich sinnvoll ist, das Stamm-Klientel, welches das Unternehmen groß gemacht, zu vergraulen, wird sich zeigen. Hier werden viele private Verkäufer sehr wahrscheinlich auf eBay Kleinanzeigen, ein eBay-Tochterunternehmen, ausweichen. Für gewerbliche Anbieter stärkt eBay seine Position mit seinem attraktiven globalen Angebot, das den Marktzugang zu ca. 200 Millionen Kunden bietet.

Mischa Finance

LG Mischa Finance · Business · Finance · Digital

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