Weg zur Selbständigkeit · Gewerbeschein im Gewerbeamt erhalten

Im letzten Beitrag habe ich Dir erklärt, wie Du als Einzelperson das Formular zur Gewerbeanmeldung ausfüllst. An dieser Stelle nochmals Gratulation, dass Du diesen Schritt gewagt hast. Denn es braucht auch Mut zur Selbständigkeit. Allerdings ist damit noch nicht alles erledigt. Dich trennt nur noch ein Schritt zu deinem Gewerbeschein: Der Weg zum örtlichen Gewerbeamt deiner Stadt.

Wo ist mein zuständiges Gewerbe- oder Ordnungsamt?

Zunächst stellt sich die banale Frage, wo Du dein ausgefülltes Formular zur Gewerbeanmeldung abgeben musst. Anders als Freiberufler, die sich direkt an das Finanzamt wenden können, musst Du als Gewerbetreibender zum örtlichen Gewerbe- bzw. Ordnungsamt deiner Stadt. Wenn Du in einer größeren Stadt wohnst, befindet sich das zuständige Gewerbeamt i.d.R. in der Stadtverwaltung. Nutze eine Suchmaschine deiner Wahl und gib „Gewerbeanmeldung [Meine Stadt]“ ein. Dann wirst Du schnell fündig werden. Mach aus einer Mücke, keinen Elefanten.

Welche Unterlagen / Dokumente muss ich mitbringen?

Nachdem Du das herausgefunden hast, rennst Du natürlich nicht sofort zum Gewerbe- bzw. Ordnungsamt deiner Stadt. Klar, Du bist richtig motiviert (war bei mir auch nicht anders). Allerdings willst Du sicherlich nicht zwei mal antanzen und dann trotz langem Warten aufgrund fehlender Unterlagen abgewiesen werden.

Bevor Du zum Gewerbeamt gehst, solltest Du folgende Unterlagen vorbereiten:

  • Ausgefülltes Formular zur Gewerbeanmeldung
  • Anmeldegebühr (Du brauchst also ein bisschen Startkapital)
  • Gültiges Ausweisdokument (Personalausweis / Reisepass)
  • Besondere Unterlagen (Handwerkskarte, Handelsregistereintrag, Aufenthaltsgenehmigung mit der Erlaubnis einer Gewerbeanmeldung, polizeiliches Führungszeugnis, Auszug aus dem Gewerbezentralregister)

Einblick | Mein „Starterpaket“ für die Gewerbeanmeldung

Formular zur Gewerbeanmeldung (das ich zuvor natürlich noch nach meiner Anleitung ausgefüllt habe), Reisepass (Da dort keine Adresse steht, habe ich zur Sicherheit noch eine Meldebescheinigung mitgebracht.) und Bargeld i.H.v. 30€ zur Begleichung der Anmeldegebühr für die Gewerbeanmeldung gleich vor Ort.

Gewerbeanmeldung
Mein „Starterpaket“ zur Gewerbeanmeldung: Formular, Pass, Geld

Besondere Unterlagen wie Handwerkskarte, Handelsregistereintrag, Aufenthaltsgenehmigung mit der Erlaubnis einer Gewerbeanmeldung, polizeiliches Führungszeugnis und Auszug aus dem Gewerbezentralregister, habe ich nicht benötigt, da ich im Bereich „Online-Marketing“ tätig bin. In dieser Kategorie fallen so ziemlich alle Aktivitäten, die sich rund um den Bereich Internet drehen.

Informiere Dich vorher, ob in deinem Fall besondere Unterlagen notwendig sind.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie spannend das für mich alles war. Schließlich meldet man ein Gewerbe nicht jeden Tag an. Das erste mal hat immer etwas besonderes. Ich wollte mich am nächsten Tag wohl füllen und selbstsicher auftreten. Deshalb bin ich am Tag vor Abgabe der Unterlagen noch kurz mit dem Fahrrad zum Gewerbeamt gefahren, um mich mit dem Ort vertraut zu machen.

Wie läuft der Ablauf / Prozess im Gewerbeamt ab?

Kurzfassung: Hast Du wenig Zeit zum Lesen (kann ich verstehen) und keinen Bock meinen Erfahrungsbericht zu lesen. Hier das Ganze in aller Kürze:

Du gehst zum Gewerbeamt, ziehst eine Nummer, Sachbearbeiter prüfen deine Unterlagen, deine Gewerbeanmeldung wird gegengezeichnet, Du begleichst die Gebühr und erhältst deinen Gewerbeschein und eine Bestätigung per Post.

Am nächsten Tag bin ich dann – ausgestattet mit den genannten Unterlagen – zum örtlichen Gewerbe- bzw. Ordnungsamt gefahren. Es wird ernst. Um 8.00 Uhr öffnet das Gewerbeamt. 7:45 Uhr ich stehe vor dem Gewerbeamt. Zu meinem Verwundern haben sich dort schon einige Leute versammelt. Menschen, die Ihr Gewerbe an-, um- oder abmelden wollen. Zukünftige Geschäftsleute, Selbständige und Unternehmer. Und ich werde einer von Ihnen sein. Was mir auffällt: Ich bin der Jüngste in der Schlange der Menschen. Das Ganze erfüllt mich irgendwie mit Stolz. Dabei mache ich zwei Gruppen von Menschen ausfindig: Manche streiten sich bereits darum, wer zuerst da war und drohen mit Ihren Anwälten, andere wiederum diskutieren miteinander über ihre Ideen und Pläne. Ich ordne mich in der zweiten Gruppe ein und genieße die entspannte Brise Wind, während die Stimmung vor dem Gewerbeamt zwischen Anspannung und visionärem Denken schwankt. 8 Uhr – das Gewerbeamt öffnet. Jeder zieht seine Nummer. Man wartet gespannt darauf, dass die eigene Nummer gezogen wird. Ich musste ca. eine halbe Stunden warten. Natürlich stand ich da nicht nur blöd herum. Ich befinde mich in einem Raum mit Menschen voller Ideen. Menschen, die einen Traum haben und diesen auch leben wollen. Wo, wenn nicht hier, kann man Menschen mit ähnlichem Mindset finden? In dieser offenen Gedankenhaltung unterhalte ich mich mit einer Person. Wir reden über unsere Vorhaben, was wir erreichen wollen und wie, unsere Ansichten, über Buchempfehlungen und wie wir uns als unser „Bestes Ich“ in dieser Welt auftreten. Ich unterhalte mich mit Jorgo Alatsas (Instagram / YouTube). Wie lustig ist das: Ich bin im Gewerbeamt und lerne eine Persönlichkeit aus dem TV (DSDS, Bachelorette) kennen. Auch wenn ich mit den genannten TV-Formaten nichts anfangen kann, stelle ich schnell fest, dass wir uns sehr gut über finanzielle Bildung und andere Themen unterhalten können (das Buch „Rich Dad, Poor Dad“ war der Door-Opener) und bis heute stehen wir in Kontakt. Networking im Gewerbeamt. Genial! Und wieder die Einsicht: Sei offen und urteile eine Buch nicht nach seinem Einband.

Meine Nummer wird aufgerufen. Ich mache mich auf den Weg zum Zimmer einer Sachbearbeiterin. Spannung macht sich breit. Ich hole meine Unterlagen aus dem Rucksack (Formular, Reisepass, Geld). Die Sachbearbeiterin prüfe mein Formular zur Gewerbeanmeldung. Die Angaben werden auf Ihre Richtigkeit überprüft. Stimmen die Angaben mit denen im Ausweisdokument über ein? Check! Sind alle Felder korrekt ausgefüllt: Check! Nur ein Punkt hat besonderer Aufmerksamkeit bedurft. Die Sachbearbeiterin schaut auf das Feld 15 „angemeldete Tätigkeit“. Kommentar: „Was machen Sie denn und warum verwenden Sie Anglizismen? Amtssprache ist Deutsch. Verwenden Sie bitte deutsche Begriffe.“ Ich muss mir mein Lächeln verkneifen, ersetze englische Begriffe durch deutsche und erkläre der Sachbearbeitern die Geschäftsfelder, die das Internet eröffnet. Wenn Du irgendwas im Bereich im Internet machst, wirst Du bei der angemeldeten Tätigkeit im Regelfall zumindest als eine Bezeichnung den Begriff „Online-Marketing“ droppen.

Jetzt wollte ich noch meine Gebühr begleichen. Dafür hatte ich das Bargeld dabei. Was ich nicht wusste: Heutzutage bekommt man einen Forderungsbescheid und soll das Geld überweisen. Abschaffung des Bargeldes lässt grüßen, aber das nur am Rande. Ich verlasse den Raum der Sachbearbeiterin und habe gerade ein Gewerbe angemeldet. Nochmals: Ich habe gerade ein Gewerbe angemeldet! Wie krass ist das denn? Ab jetzt bin ich selbständig. Ich arbeite selbst und ständig.

Tipp: Die Forderung begleicht man am besten mit dem eigenen Geschäftskonto.

Jorgo wünscht mir viel Erfolg. Hier herrscht keine Neidkultur wie anderswo. Man gönnt sich gegenseitig und feiert den Erfolg des anderen. Falls Du das liest: Jorgo zieh dein eigenes Ding durch! Und an alle Leser: Pusht auch gegenseitig hoch!

Ich verlasse das Gewerbeamt. Stolz und selbstbewusst. Gewerbe ist am Start!

Was passiert nach der Gewerbeanmeldung?

In den nächsten Tagen erhalte ich einiges an Briefen. Ein Brief von meiner Stadt:

Sehr geehrter Herr XY,
beigefügt erhalten Sie Ihre Gewerbeanmeldung.
Die Gebührenfestsetzung erfolgt mit gesondertem Bescheid.

Meine Gewerbeanmeldung in der Hand begleiche ich den Forderungsbescheid. Die Verwaltungsgebühr für die Anmeldung, Ummeldung oder Abmeldung eines Gewerbebetriebes war doch höher als ich dachte: 33,50€. Ich überweise den Betrag. Fertig ist die Sache. Wie viel Du bei deinem Gewerbeamt für die Anmeldung zahlen musst, kann ich dir nicht genau sagen. Schmeiß dafür die Suchmaschine deiner Wahl an. Die Gebühr schwankt i.d.R. zwischen 10 und 60€.

Ratet mal, von wem ich noch Briefe erhalten habe?

Natürlich, das Finanzamt klopft an der Tür und die Industrie- und Handelskammer meldet sich auch. Dazu wirst Du im nächsten Beitrag mehr erfahren. Sei gespannt.


Mischa Finance

LG Mischa Finance · Business · Finance · Digital

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