Du hast ein Gewerbe angemeldet. Dann empfehle ich Dir dringend die Eröffnung eines separaten Geschäftskontos. Da ich weiß, dass Du vor allem am Anfang deiner gewerblichen Tätigkeit kein Bock hast, neben deinem privaten Konto auch für ein Geschäftskonto Geld zu zahlen, stelle ich Dir hier kostenlose Geschäftskonten vor.
I. Warum ein separates Geschäftskonto?
Zunächst einmal zur Klarstellung: Niemand zwingt dich ein Geschäftskonto zu eröffnen! Rein rechtlich betrachtet darfst Du nach dem Gesetz deine betrieblichen Transaktionen auch über Privatkonten abwickeln. Du bist ein freier Mensch! Man nennt das Privatautonomie. Dann fragst Du dich sicherlich: „Warum soll ich mir ein Geschäftskonto eröffnen? Ich wickele meine Transaktionen einfach über mein Privatkonto ab. Überweisungen und andere Bankdienstleistungen funktionieren doch genauso.“ Wenn Du auf diesem Standpunkt stehst, respektiere ich diesen und möchte deine Meinung auch nicht ändern. Tue das, was Du als richtig erachtest!
Für mich persönlich überwiegen die Vorteile, neben einem Privatkonto ein separates Geschäftskonto zu eröffnen. Ich schildere Dir meine Gründe:
1. Lies die AGB: Deine Bank erlaubt dir keine geschäftlichen Aktivitäten auf deinem Bankkonto
Die Idee, private und geschäftliche Aktivitäten über ein Konto lassen zu lassen, klingt auf dem ersten Blick verlockend. Es ist bequem und erfordert keinen zusätzlichen Verwaltungsaufwand (Kontoeröffnung, Bürokratie etc.). Definitiv! Allerdings darfst Du nicht vergessen, dass manche Banken den Kunden nicht erlauben, geschäftliche Aktivitäten auch über das Privatkonto abzuwickeln. Das mag für den Kunden verwirrend sein. Schließlich profitiert die Bank doch, wenn der Kunde mehr Transaktionen und damit mehr zahlungspflichtige Vorgänge auslöst. Jedoch musst Du verstehen, dass Du als Gewerbetreibender Unternehmer (§ 14 BGB) und als Privatperson Verbraucher (§ 13 BGB) bist. Als Verbraucher gelten für dich spezielle Regelungen des Verbraucherschutzes, als Unternehmer hingegen gelten für dich zudem auch die strengeren Regelungen des Handelsgesetzbuchs.
Für die Banken ist es deshalb vorteilhafter zwischen dem Privatkundengeschäft und dem Geschäftskunden-Segment zu unterscheiden, sodass sich viele Banken in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen einräumen, dass eine geschäftliche Nutzung untersagt ist. In der Praxis „tolerieren“ die Banken jedoch im begrenzten Umfang eine geschäftliche Nutzung der Privatkonten durch Freiberufler und Kleingewerbetreibende, solange die Umsätze begrenzt sind und die Zahl der Kontobewegungen überschaubar bleibt. Das bedeutet aber nicht, dass deine Bank auch in Zukunft dieses Verhalten akzeptieren muss. Wenn die Bank bzw. dein Zahlungsdienstleister sich in den AGB rechtskonform ein Kündigung wegen geschäftlicher Nutzung von Privatkonten einräumt, dann KANN Sie auch davon Gebrauch machen. Dann reißt Du dir womöglich die Haare auf dem Kopf und begibst dich – überrascht von deiner Bank – eben jetzt erst auf die Suche nach einem passenden Geschäftskonto. Du bist eingetrübt und ärgerst dich über den zusätzlichen Verwaltungsaufwand, der dir dadurch entsteht, dass Du deine Konto-Details umstellst und alle deine bisherigen Geschäftspartner darüber informieren musst. Aus meiner Sicht kann man sich diesen Ärger ersparen, indem man gleich auf getrennte Konten setzt. Die Devise lautet: Lieber Vorsorge anstatt Nachsorge.
Kurz: Nicht jede Bank erlaubt die geschäftliche Nutzung von Privatkonten. Manche Banken „tolerieren“ die geschäftliche Nutzung lediglich. Lies Dir die AGB deiner Bank genau durch und wende dich im Zweifel an deine Hausbank. |
2. Überblick: Klare Aufteilung der Zahlungsvorgänge
Ein weiterer Vorteil eines separaten Geschäftskontos ist die klare Trennung der jeweiligen Zahlungsvorgänge. Keep it simple: Private Einnahmen und Ausgaben landen auf dem Privatkonto, geschäftliche Einnahmen und Ausgaben landen auf dem Geschäftskonto. Spätestens bei deiner jährlichen Steuererklärung wirst Du dankbar sein für diese Aufteilung. Wenn alle deine Geschäftsaktivitäten rund um dein Gewerbe über das Geschäftskonto laufen, musst Du dich nicht groß vor dem Finanzamt rechtfertigen, ob eine Ausgabe privat oder geschäftlich getätigt wurde. Mal ganz ehrlich: Wer möchte schon Stress mit dem Finanzamt haben? Genau, niemand! Eine saubere Aufteilung erspart Dir also Stress. Die Energie kannst Du lieber in neue Projekte, Visionen und Ideen stecken.
Kurz: Die Trennung verschafft Struktur und beruhigt das Finanzamt (und dich) |
3. Weitere Gründe
Natürlich ist diese Auflistung nicht allumfassend. Diesen Anspruch hat sie auch nicht. Ich wollte Dir lediglich aufzeigen, dass es durchaus Vorteile bietet ein separates Geschäftskonto zu führen. Was Du mit dieser Information machst ist Dir überlassen. Wenn Du jedoch nur aufgrund der Angst vor möglichen Kosten, die Eröffnung eines Geschäftskonto scheust, kann ich Dir im Folgenden diese Angst nehmen und zeige Dir kostenlose Geschäftskonten – also Konten bei denen Du (in der Grundvariante) keinen einzigen Cent abdrücken musst. Hört sich gut an?
Kurz: Keine Angst, es gibt auch kostenlose Geschäftskonten |
II. Kostenlose Geschäftskonten
Ein Geschäftskonto ist die Basis für deine geschäftlichen Aktivitäten. Da meine seine Bankkonten nur selten wechselt, sollte die Wahl des Geschäftskontos daher nicht unbedacht erfolgen, sondern anhand der eigenen Bedürfnisse analysiert werden. Im Folgenden stelle ich Dir eine Auswahl kostenloser Geschäftskonten vor.
Hinweis: Stand Mai 2020 – sollte Dir etwas auffallen, schreib mich an |
Vorweg: Die kostenloses Geschäftskonten setzen ein Smartphone voraus und sind v.a. auf die mobile Nutzung durch Banking-Apps auf mobilen Devices ausgelegt.
1. N26 Business
Der bekannteste Vertreter unter den kostenlosen Geschäftskonten ist die deutsche Direktbank „N26“. Die Digitalbank N26 gilt als wertvollstes deutsches Start-Up. Schließlich hat das Unternehmen über 5 Millionen Kunden (Stand 2020). Sofern Du nicht bereits Privatkunde von N26 bist, kannst Du ein N26 Business-Konto eröffnen.
Leistungsbeschreibung von N26 Business:
Kontoführung | Kostenlos |
Überweisungen | Kostenlos |
Kreditkarte | Kostenlose Business Mastercard |
Besonderheiten | 0,1% Kreditkarten-Cashback Automatische Kategorisierung der Ausgaben per KI |
2. Kontist Free
Weiterer Vertreter der kostenlosen Geschäftskonten ist das deutsche Unternehmen „Kontist“ mit Ihrem Basis-Modell „Kontist Free“. Dabei nutzt die Digitalbank aus Berlin die Infrastruktur der SolarisBank (die z.B. auch TradeRepublic verwendet).
Leistungsbeschreibung von Kontist Free:
Kontoführung | Kostenlos |
Überweisungen | Kostenlos |
Kreditkarte | Kostenlose virtuelle Mastercard |
Besonderheiten | Mehr Funktionen mit Premium / Duo (Integration von lexoffice / Debitoor / FastBill) |
3. Holvi
Auch die Finnen sind am Start. Das finnische Start-Up „Holvi“ ermöglicht Dir mit Ihrem kostenlosen Geschäftskonto („Starter“) das Banking auf dem Smartphone.
Leistungsbeschreibung von Holvi:
Kontoführung | Kostenlos |
Überweisungen | Kostenlos |
Kreditkarte | Kostenlose Business Mastercard |
Besonderheiten | Buchhaltungsfunktionen |
4. Fyrst Base
Ebenfalls am Start ist die Deutsche Bank AG. Mit dem kostenlosen Geschäftskonto „Fyrst Base“ wagt sich der DAX-notierte Konzern an neue Kundengruppen heran.
Kontoführung | Kostenlos |
Überweisungen | 50 Überweisungen pro Monat kostenlos |
Kreditkarte | Kostenlose Girocard |
Besonderheiten | Integrierbare Buchhaltung |
III. Zusammenfassung
Wer digital unterwegs ist und damit leben kann, dass Bankgeschäfte mit dem Smartphone abgewickelt werden, der findet bei den genannten Anbietern eine gute Möglichkeit, ein kostenloses Geschäftskonto zu eröffnen. Habt Mut zu Handeln!
LG Finanzkevin
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